Einleitung
Immer mehr Menschen in Deutschland arbeiten in einem Midijob. Dabei handelt es sich um eine Beschäftigung mit einem monatlichen Einkommen zwischen 556 € und 2.000 € (Stand 2023/2024; zuvor lag die Obergrenze bei 1.600 €). Midijobs werden auch Übergangsbereich genannt.
Auf den ersten Blick scheint ein Midijob praktisch: Arbeitnehmer zahlen weniger Sozialabgaben und behalten deshalb netto etwas mehr Geld. Doch wenn man genauer hinschaut, zeigen sich zahlreiche Midijob Nachteile für Arbeitnehmer. Manche sind sofort spürbar, andere erst nach vielen Jahren.
In diesem Artikel erklären wir Schritt für Schritt, welche Nachteile ein Midijob mit sich bringen kann – einfach, verständlich und korrekt.
Was ist ein Midijob?
Ein Midijob ist eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in einem bestimmten Einkommensbereich.
- Wer zwischen 556 € und 2.000 € im Monat verdient, fällt in diesen Übergangsbereich.
- Arbeitnehmer zahlen reduzierte Beiträge in die Sozialversicherung.
- Der Arbeitgeber zahlt weiterhin den vollen Anteil.
- Dadurch bleibt netto etwas mehr übrig, als wenn man die vollen Beiträge zahlen müsste.
Das klingt gut – hat aber auch Schattenseiten.
Midijob Nachteile für Arbeitnehmer: Ein Überblick
Die Nachteile betreffen vor allem Rente, Sozialleistungen, Karrierechancen und finanzielle Sicherheit.
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Weniger Rente – aber mit Sonderregelung
Viele Menschen befürchten: Wenn ich im Midijob arbeite, bekomme ich später deutlich weniger Rente. Das ist nur teilweise richtig.
- Arbeitnehmer zahlen im Midijob weniger Beiträge zur Rentenversicherung.
- Durch den Übergangsbereich-Faktor wird jedoch ein höheres Einkommen fiktiv angerechnet, als tatsächlich Beiträge gezahlt wurden.
- Man erhält dadurch mehr Rentenpunkte, als die eigenen Einzahlungen eigentlich ergeben würden.
Beispiel:
Wer 1.200 € verdient, zahlt Beiträge wie für ca. 900 €. Für die Rentenberechnung wird aber ein höheres Einkommen (z. B. 1.050 €) berücksichtigt.
Ergebnis: Die Rente fällt nicht so stark niedriger aus, wie es die reduzierten Beiträge vermuten lassen. Dennoch gilt: Wer dauerhaft im Midijob bleibt, baut insgesamt weniger Rentenansprüche auf, weil das Einkommen an sich niedrig ist.
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Arbeitslosengeld I fällt geringer aus
Wer arbeitslos wird, erhält Arbeitslosengeld I (ALG I).
- Die Höhe richtet sich direkt nach dem durchschnittlichen Bruttolohn der letzten 12 Monate.
- Da dieser im Midijob niedriger ist, fällt auch das ALG I geringer aus.
Wichtig: Der Nachteil entsteht nicht durch die Midijob-Regelung, sondern allein durch das geringe Einkommen.
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Krankengeld ist niedriger
Nach sechs Wochen Krankheit zahlt die Krankenkasse Krankengeld.
- Dieses beträgt etwa 70 % vom Bruttolohn (maximal 90 % vom Netto).
- Da der Bruttolohn im Midijob niedriger ist, ist auch das Krankengeld kleiner.
Ursache ist das niedrige Einkommen, nicht speziell die Midijob-Regelung.
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Mutterschaftsgeld hängt vom Netto ab
Für werdende Mütter gilt: Das Mutterschaftsgeld wird aus dem durchschnittlichen Nettoverdienst der letzten 3 Monate vor Beginn des Mutterschutzes berechnet.
- Wer im Midijob weniger netto verdient, erhält deshalb auch weniger Mutterschaftsgeld.
- Der Nachteil entsteht also nicht durch die reduzierten Sozialabgaben, sondern durch das insgesamt geringere Gehalt.
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Gefahr der Teilzeitfalle
Ein Midijob kann leicht zur Teilzeitfalle werden.
- Viele Arbeitnehmer bleiben über Jahre in diesem Einkommensbereich.
- Gründe: familiäre Verpflichtungen, wenige Vollzeitangebote oder die Sorge, dass bei mehr Stunden netto kaum mehr bleibt.
- Ergebnis: Dauerhafte Teilzeit, geringes Einkommen und langfristig niedrigere Rente.
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Eingeschränkte Karrierechancen
Midijobber gelten oft als ergänzende Arbeitskräfte.
- Sie bekommen seltener Weiterbildungen oder Aufstiegschancen.
- Viele bleiben dadurch dauerhaft auf einer niedrigen Gehaltsstufe.
Wer lange im Midijob bleibt, hat häufig schlechtere Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten.
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Weniger Zusatzleistungen
Zusatzleistungen wie:
- Weihnachtsgeld,
- Urlaubsgeld,
- betriebliche Altersvorsorge
orientieren sich meist am Bruttoeinkommen.
Da dieses im Midijob niedriger ist, sind auch die Zusatzleistungen kleiner oder entfallen ganz.
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Steuerliche Nachteile möglich
Midijobs gelten oft als steuerlich günstig. Aber:
- Besonders in Steuerklasse V oder VI können die Abzüge relativ hoch sein.
- Dadurch bleibt netto manchmal weniger übrig, als viele erwarten.
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Bürokratie wirkt kompliziert
Die Regeln im Midijob, vor allem der Übergangsbereich-Faktor, wirken unübersichtlich.
- Arbeitnehmer empfinden das oft als kompliziert.
- In der Praxis übernimmt jedoch der Arbeitgeber die komplette Berechnung.
Für Arbeitnehmer entsteht kein zusätzlicher Aufwand, es sieht nur kompliziert aus.
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Finanzielle Unsicherheit bleibt
Alle Nachteile führen zu einer gemeinsamen Folge: Unsicherheit.
- Zwar verdient man mehr als im Minijob,
- doch im Vergleich zu Vollzeitstellen bleibt die finanzielle Situation instabil: geringere Rente, kleinere Sozialleistungen und weniger Karrierechancen.
Beispiel aus dem Alltag
Nehmen wir Max:
- Er arbeitet im Midijob und verdient 1.400 € im Monat.
- Zunächst passt das zu seiner Lebenssituation.
- Doch als er arbeitslos wird, fällt das ALG I niedrig aus.
- Während einer längeren Krankheit reicht das Krankengeld kaum.
- Und auch seine Rente wird später gering ausfallen.
Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie sich die Midijob Nachteile für Arbeitnehmer mit der Zeit bemerkbar machen.
Zusammenfassung der Nachteile
- Rente: weniger Ansprüche, durch Übergangsbereich-Faktor aber etwas abgefedert.
- Arbeitslosengeld: geringer wegen des niedrigen Einkommens.
- Krankengeld & Mutterschaftsgeld: kleiner, weil das Einkommen gering ist.
- Teilzeitfalle: Gefahr, langfristig hängen zu bleiben.
- Karriere: weniger Chancen auf Aufstieg.
- Zusatzleistungen: oft kleiner oder gar nicht vorhanden.
- Steuern: in bestimmten Steuerklassen nachteilig.
- Bürokratie: wirkt kompliziert, praktisch aber unproblematisch.
- Unsicherheit: langfristig finanziell riskant.
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Ein weiteres Thema zum Lesen Viviane Elisa Maria Clarin
Fazit
Ein Midijob bietet kurzfristig Vorteile: weniger Abgaben, etwas mehr Netto und die Möglichkeit, Beruf und Familie zu verbinden. Doch die Midijob Nachteile für Arbeitnehmer sind nicht zu übersehen: geringere Sozialleistungen, eingeschränkte Karrierechancen, Gefahr der Teilzeitfalle und unsichere Rentenaussichten.
Die Nachteile entstehen dabei nicht nur durch die Midijob-Regeln selbst, sondern vor allem durch das niedrige Einkommen. Wer langfristig finanziell sicher leben möchte, sollte daher versuchen, eine voll sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit höherem Einkommen anzustreben.